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Sein Künstlerkollege Alfred Jahnel schrieb 1980, also mehr als zehn Jahre, nachdem dieses Bild gemalt wurde: „... gegenständlich oder abstrakt. Dieses Grenzproblem interessiert ihn. Das gegenständliche wird abstrakt, das abstrakte kann gegenständlich gedeutet werden. Sobald der Künstler den Schleier des Abbildens zerreißt, gewinnt er Zugang zu den frischesten Quellen der Natur. Es gelingt ihm, das Getöse des Kosmos auf die Leinwand zu bannen. Auf den Bildern erscheinen, ohne ausdrücklich wiedergegeben zu sein, leuchtende Milchstraßen interstellarer Räume, ebenso wie das Schattenspiel schönen Laubwerks; das zarte Spiel der Wolken mit dem stummen Aufstieg der Sonne in einem leeren Himmel.“

 

1967 war ein Schlüsseljahr: Grund entwickelt in dieser Zeit seinen eigenen Zugang zur gestischen Malerei der Zeit, bleibt aber seinem eigenen, hochsensiblen Zugang zur Natur als Inspirationsquelle treu.

 

Barbara Riederer-Groh notierte: „Dass die Farbe bei Grund ausdrücklich Stimmungsträger ist, wird im Vergleich deutlich. Neben tonklaren, hellen Bildern finden sich in seinem Werk verhangene, dunkle. Schwer wirkende Farbverdichtungen, spröde, aber auch schillernde Oberflächen, die eingerissen und von Geäder durchzogen sind, bilden sich. Höhen und Tiefen sind ausschließlich durch die Farbe markiert. Manche Darstellungen zeigen Flammenformen und vibrierende Kreise, die wie ferne kosmische Nebel oder Nahaufnahmen ohne Tiefenschärfe erscheinen.“ 

 

Schauen wir nochmal hin: Schwarz dominiert das Bild. Davor lösen sich helle, fast leuchtende Formen aus der Dunkelheit. Weiß und Blau mischen sich mit erdigen Tönen und goldenen Akzenten. Die Oberfläche wirkt rau, fast zerklüftet, durchsetzt von feinen Strukturen – ein organisches Formenspiel. Das Bild scheint in Bewegung.

 

Es ist bewusst komponiert, ein konzentriertes Spiel aus Farbe, Struktur und Tiefe. Es erinnert an organische Prozesse – Wachstum, Auflösung, Bewegung in eine imaginäre Tiefe. Es fordert den Blick heraus, immer wieder neu hinzusehen. 

 

„Bildwechsel“ ist ein Konzept, das Veränderung in sich trägt – langsam, stetig und mit dem Anspruch, jedes einzelne Werk bewusst zu betrachten. Die Ausstellung beginnt mit einem Bild, das Werner Grunds künstlerische Sprache auf den Punkt bringt. Und im Mai wird an dieser Stelle eine der für Grund wichtigsten künstlerischen Bezugspersonen folgen. Bis dahin lassen wir dieses eine Werk für sich sprechen.

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